Es ist 6 Uhr morgens. Ich wollte den Blog gestern schreiben, aber mein Shopsystem mit dem Template läd nicht hoch. Alles kann ich laden, Amazon, Google, meine Website, Sportschau, nur mein Scheiß Shopsystem streikt. Die Netzverbindung ist lausig. Man fliegt immer wieder raus, wenn man gerade einen Absatz programmiert hat. Fuck!
Draußen tobt das wirkliche China. Nicht die schön geschwungenen im Dunst mystisch verhangenen Berge, nicht die Pflanzen mitten im Regenwald, das Grillenzirpen, der weite Blick. Nein, es tobt die Straße vor unserem Hotel in Yiwu. Die Motorräder fahren mitten durchs Zimmer. Auch morgens um Sechs wird munter gehupt. Nach hinten grenzt unser Zimmer an eine dekorative Felswand. Immerhin haben sei ca. 2 Meter Platz gelassen. Im Hotel vor vier Jahren konnte man den Fels berühren. Die Nudelküche im Nachbarhaus bereitet sich auf den morgendlichen Ansturm vor. Die Töpfe klappern, die Köchinnen schnattern in Arbeitslautstärke, so als würden sie am Fußende meines Bettes spülen. Auch das ist China, direkt, laut, sehr laut. Die Frau an unserer Rezeption brüllt auch um Mitternacht noch mit schneidend kraftvoller Stimme durchs Haus, das irgendwie wie aus Pappe gebaut scheint, China eben.
Übermorgen fahren wir wieder zurück nach Menghai. Fünf Chinasterne, dicke Teppiche auf dem Flur, so dass der Koffer steckenbleibt. Neunter Stock, dicke Fenster, schöner Blick über die Stadt, Stille. Ein akustisches Kontrastprogramm, ich liebe das.
Fahrt in die alte berühmte Region Yibang. Wir fahren vorbei an Bananenplantagen, die Wolken steigen aus dem Tal auf. Eine Inversionswetterlage, sehr gut für Tee, sie bringt Feuchtigkeit ohne den Blättern zu schaden. Die Fahr dauert über zwei Stunden. Es geht durch enge Kurven, die Straßen sind am Ende schmal und extrem holprig. Der Straßenzustand wird sich auf unserer heutigen Tour allerdings noch deutlich verschlechtern.
Angekommen beim Teebauern in Yibang. Das Dorf liegt nur etwas 750 m hoch. Die beiden Assistentinnen von Yu sitzen wie zwei Katzen auf den Lehnen des Sofas.
Tasting 1:
Guan Yin, der Gushu stammt aus der Region Manzhuan aus staatlichen Wäldern. Wenn man alte Bäume entdeckt hat in staatlichen Wäldern, darf man die Blätter frei ernten. Man kümmert sich um die Bäume, säubert den Untergrund und jeder respektiert die Zugehörigkeit des Baums zum Bauern. In unserem Verständnis ist dies nicht vorstellbar, bedenkt man dann die Summen, die mit diesen Tees verdient werden. Der Guan Yin ist konzentriert, fruchtig und elegant, leicht süßlich.
Wir sind jetzt sechs Tage in China und ständig unterwegs, und ständig zusammen, bis auf die Schlafenszeit. Die Fahrten sind lang und ein wenig strapaziös, die Strecken wegen der Topographie groß und schwierig zu bewältigen. Wir Japanleute sind schon seit zwei Wochen zusammen. Einige sind ein wenig erschöpft.
Zi Ya, dunkelgelb in der Tasse, wir sehen leichte Schwebstoffe, der Tee ist nicht gut gekocht.
Mansong Mao Cha 2016, der Duft von wilder Erdbeere, Waldhonig auf der Zunge, groß.
Karte mit den einzelnen Pu Erh-Terroirs.
Straßenbild um die Mittagszeit in Yibang, es ist schwülwarm und deutlich über 30 Grad.
Wir reisen mit einem kleinen Bus nach Yibang „altes Dorf“. Der Weg ist schmal. Jedem entgegenkommendem Fahrzeug muss man durch Vor - Zurücksetzen ausweichen. Der Fahrer ist sehr routiniert und flott unterwegs. Die Straße verändert sich zu einer richtigen Schotterpiste, abwechselnd mit glitschigen Lehmabschnitten. Es geht so fast eine Stunde steil aufwärts in die Berge. Yibang „altes Dorf“ liegt auf dem Bergkamm.
Eine alte Hausfassade an der alten Straße in Yibang „altes Dorf“.
Ein Drachenrelief aus der alten großen Teezeit von Yibang. Yibang war früher das Hochzentrum der Pu Erh Teekultur, und war wesentlich berühmter als Yiwu.
Eine Frau beim Aussortieren von Huang Pian aus Mao Cha vor einem alten Haus.
Die alte Mauer und die alte Teestraße, von hier aus machten sich die Händler mit Pferden und Eseln bepackt mit dem wertvollen Yibang-Pu Erh auf den Weg nach Simao. An dieser Stelle wurde der Tee auch damals versteuert.
Der Löwe, während der Kulturrevolution verschleppt, hat seinen Platz im alten Yibang - Dorf wiedergefunden.
Das Sortieren von Mao Cha.
Blick auf die Nachbarberge. Wir sind auf dem Weg zu einem Teebauern auf der anderen Seite des Bergkamms.
Beim Hof ein Wurf von schwarzen Jungschweinen.
Der erste Hang mit Gushus in Yibang.
Yu zeigt eine Varietät mit purpurfarbenen Blätter hier in Yibang.
Wir finden hier auf diesem Berghang von Yibang einige sehr spezielle Sträucher mit sehr kleinen Blättern. Yu hat den Tee erst im 2015 entdeckt und produziert. Dieser große Yibang -Tee wurde liebevoll „Katzenohrentee“ Mao Er Duo genannt. Das erklärt sich von selbst , wenn man die zierlichen kleinen Blätter in der Hand hält.
Ein Baum mit „Katzenohrentee“ Mao Er Duo.
Teepflücker in einem alten Gushu.
"Katzenohrentee", erstammt aus Dorf Man Gong.
Auch der General“ ist heute immer dabei, chauffiert sogar einen Teil unserer Gruppe hoch ins Dorf. Sie beobachtet, sie spricht, und hin und wieder entwischt ihr einmal ein Lächeln.
Sie hat die Produktion der Katzenohrentees erst möglich gemacht durch ihre hervorragenden Kontakte zu den einheimischen Bauern. Sie scheint also auch trinkfest zu sein. Die Bauern trinken hier Schnaps wie Wasser. Das ist wohl überall so auf der Welt.
Katzenohrentee 2016, sanft, floral, frisch, weiche Frucht, eine Tee für die heiteren Momente im Leben.
Der Bauer der „Katzenohren“ war früher Mediziner, also Arzt. Ein freundlicher und ruhiger Mann, der einen fantastischen Tee produziert.
Wir fahren zurück nach Yiwu. Ein Blick in die Berge.