Heute beginne ich den Morgen mit Blog schreiben. Die Netzverbindung gestern war so lausig, dass ich heute morgen alle Texte in den Blog kopiere. Der Vormittag ist bis 10.00h frei. Dann treffen wir uns zu einer kleinen Besprechung. Wir wollen ein Team für ein Pu Erh - Buch finden. Wir sind recht viele. Das erste Treffen ist gut. Wir finden eine lose thematische Struktur, können einige Spezialartikel über die einzelnen Regionen aufteilen. Ein neuer Arbeitstermin im Sommer ist gefunden. Also, lasst uns arbeiten, wenn wir zu Hause sind.
Jiri und ich machen einen kleinen Spaziergang. Teepflücker am Straßenrand in Yiwu Stadt.
Ein tolles Mittagessen an einem kleinen See am Rand von Yiwu. Es ist schwül heute und heiß.
Am Nachmittag ist ein verschärftes Tea-Tasting angesagt. Wir werden anhand von vier Versuchen einige zentrale Kriterien für die Beurteilung von Pu Erh Tee herausarbeiten. Auf gehts.
1. Versuch:
Gao Shan Gushu traditionelle Produktion
Gao Shan maschinell produziert (gekocht/ Hong Cha Maschine)
Tasting: pro Gaiwan: 11 g
Unterschiede sind zu schmecken ohne Ansage.
Kriterien:
- Farbe
- Länge vom Pflückgut
- Reife des Pflückguts
- Duft ( Jahrgang/ Frische)
schwarze Flecken am Pflückgut: Regentag oder Plastikbeschattung oder mehrere Tage für die Trocknung gebraucht
Taste: traditionell: tiefe Struktur, floral, blumig
maschinell: modrig, leicht muffig, trocken
Ein Bild zum ersten Versuch: links der handproduzierte Tee, rechts der maschinenproduzierte Tee.
Versuch 2:
Gua Feng Zhai Chawang Shu Gushu
dunkle, volle horizontal ausgeprägte Struktur
Gua Feng Zhai Xiao Shu (kleine Bäume)
hell, flach, kaum Körper, schmal
Interessant bei der Verkostung war, das die großen Unterschiede erst beim 2. und dritten Aufguss sich klarer herausbildeten. Im Duft war der Unterschied allerdings schon beim ersten, spätestens beim zweiten Aufguss deutlich zu erkennen.
Der Xiao Shu kann zwar über die Länge der Aufgüsse nicht mithalten, es ist trotzdem ein klarer und gut gemachter Tee.
Rote Stängel: ein Indiz für falsches Kochen. In Yiwu werden die Blätter allerdings mit langen Stängeln gepflückt, so das auch bei gut gekochten Tees manchmal eine Rotfärbung zu erkennen ist. Unten problematisch, auch die Blätter haben eine rötliche Färbung, oben die typische Rotfärbung von Yiwu-Blattgut mit sauber gekochten Blättern.
Versuch 3: Yu gibt uns einen Blind Taste zur Aufgabe.
Die Idee ist, selbst Kriterien für die Qualität eines Tees zu entwickeln ohne Vorgaben. Dahinter steht auch die Idee, zu erkennen, nach welchen Kriterien Yu seine Tees auswählt. Wir wissen nichts, außer, das es sich um zwei ähnlich oder gleich gute und sehr hochwertige Gushus handelt.
Meine Notizen dazu:
Tee 1: hell, süß, feingliedrig, silbrig, feminin
Tee 2: breiter, horizontal ausgeprägte Struktur, dunklere Erscheinung, feine sanfte Tannine
Es wird abgestimmt: wer ist für Tee 1 - wer ist für Tee 2:
2 Stimmen für Tee 1/ der Rest stimmt für Tee 2 (inklusive Yu, der schalkhaft den Arm hebt, obwohl wir das Kommando auf Deutsch gegeben haben, sehr witzig)
Er findet wirklich Tee 2 besser und komplexer und tiefer.
Tee 1: Wang Gong (ein weltberühmter Pu Erh)
Tee 2: Bai Cha Yuan
Versuch 4:
Wir testen zwei verschiedene Bo He Tang Gushus
Tee 1: langer Duft, vertikale und horizontale Struktur, elegant, kraftvoll, langer Nachhall
Tee 2: flacher Duft, kaum Struktur, kaum Nachhall
Der Unterschied ist in Duft und Tasse virulent und direkt erfahrbar. Beide Tees sind teuere Tees aus dem legendären Gebiet mit den wenigen alten Teebäumen bei Yiwu. Der zweite Tee hatte einen Hagelschaden, das konnte man an den Blättern erkennen. Im Preis werden die beiden Tees kaum verschieden gewesen sein.
Yu bekommt einen Selfie-Anfall. Einfach zu viel Pu Erh!
Nach den hochinteressanten Versuchen geht es zum Pressen unserer Fladen. Wir haben wir haben vor einigen Tagen Gao Shan Tee gekocht und gerollt. Diesen Tee lassen wir heute in Fladen pressen.
Das genaue Abwiegen: 180g
Oben auf dem Tee liegt das Nei Fei, ein kleines Beipackzettelchen, das Auskunft über den Hersteller des Tees gibt. Das sind in diesem Falle wir alle. Also haben wir 20 Zettelchen mit unseren Namen signiert. Diese werden jetzt mitgepresst.
Der Fladen kommt unter den Stein und wird in einer Schaukelbewegung mit den Füßen gepresst. Das ist Tradition hier in Yiwu.
Gut, ein Standbild und man sieht nicht wirklich, mit welchem Schwung und welcher Verve die hier Beteiligten bei der Sache sind. Aber man ahnt, wieviel Spaß die Sache macht.
Impressionen aus Yiwu Stadt.
Das Abendrestaurant liegt einige Kilometer außerhalb von Yiwu. Ein riesiger Fischteich. Wir laufen von der Straße ein gutes Stück durch Bananenstauden und balancieren über eine Bambusbrücke.
Ein wunderbar feines Abendessen mit gegrilltem Fisch, Fischsuppe, vielen teils sehr scharfen Gemüsesorten und feinstes gegrilltes Schwein.
Der Rückweg geht über einen Bach ohne Brücke.