Es ist Samstag morgen, wir wollen nach Karatsu reisen und erwischen nicht den richtigen Zug. Kein Problem, der Zug auf der anderen Seite der Straße führt nach Arita. Es ist die weltweit berühmteste Keramik aus dieser Region.
Gegründet wurde der Betrieb von Kakiemon Sakaida (1596 - 1666). Klare skizzenartige Linienführung, Farben wie in einem Aquarell, große unbemalte Flächen und eigenwillig asymetrische Komposition zeichnen diesen sehr speziellen Stil in Artita aus. Der Einfluß der Kakiemon - Keramik stammt aus der Mingzeit.
Eine klassische Kakiemon Kollektion, Becher mit Deckel, fein, mit Hand gezeichnete Motiv aus der Pflanzen - und Tierwelt, große weiße Flächen von schimmernd weißem Porzellan. Zur Preisvorstellung in Europa: gemeint sind Stückpreise. Ziehen Sie die letzten beiden Nullen ab, dann haben Sie den ungefähren Preis in Euro.
Vase von Kakiemon
Großer Teller von Kakiemon
Sakura - Blüte am Haus von Kakiemon.
Fünf Minuten mit dem Taxi von Kakiemon, also in direkter Nachbarschaft hat ein weiterer lebender Nationalschatz seine Werkstatt und den Ausstellungsraum, Manji Innue. Diese Keramik strahlt eine große Ruhe und Wärme aus. Es ist eine fast weiße und hochelegante Keramik. Manche Stücke sind von einem irisiierenden Seladongrün, manche Stücke verbinden Seldadon und Weiß. Es ist große Schönheit in weißem Gewand.
Kleinere Teeschalen und Becher in unterschiedlichen und immer schlichten Formen. Die Haptik dieser Schalen ist sensationell. Es ist fast so, als würde man die kühle Haut eines Elfen berühren.
Manji Innue, Gen-eman, Gründer der Künstlerdynastie. Der Gesichtsausdruck spricht für sich.
Mein Lieblingsstück aus dieser Ausstellung. Wunderschöne harmonische Form, Schwung und Klarheit, Energie und Ruhe.
Einige Steinwürfe entfernt besuchen wir einen weiteren lebender Nationalschatz: Gen-emon Klin. Eine extrem farbenfrohen und dichte Gestaltung. Typische Japanmotivik. Man ist seit Jahrhunderten Hoflieferant der hiesigen Fürstenhöfe. Der Einfluss der Fürsten auf die Keramik damals war, Konzentration auf die Japanwurzeln und - motive, fort von der chinesischen Stilistik, hin zu eigenem Selbstbewußtsein. Dieser Stilistik ist deutlich anders als die Gestaltung der beiden vorherigen Werkstätten. Dicht, voll, farbenfroh, kraftvoll, fast ein wenig opulent mit rein japanischer Motivik. Oben eine Kollektion zum Thema Sakura (Kirschblüte).
So sieht eine Schalenkollektion in dieser Stilistik aus. Die Motive wechseln, die Farbkontraste sind teils sehr interessant und scharf, z.B. Grün und Blau in der Schale in der Mitte, oder auch intensive Lila und Rottöne. Das Blau hat eine starke Kraft. Nicht Ruhe bestimmen hier die Gestaltung, sondern die Farben der Natur in der heiteren Jahreszeit und die Wildheit der Schöpfung.
Nach einer kurzen Mittagspause, Sushi aus dem Supermarkt auf eine Bank am Bahnhof, reisen wir in die entgegengesetzte Richtung und fahren mit einem kleinen Triebwagen nach Karatsu, einer der berühmtesten Städte für klare und naturverbundene Keramik.
Oben eine Darstellung eines alten Holzbrandofens. Unten der Holzbrandofen des Betriebs von Taroumon Nakazato. Der Ofen stammt von 1615. Im Haus hinter dem alten Ofen steht der neuere Holzbrandofen.
Die verschiedenen Stile der Karatsukeramik nebeneinander präsentiert, von rechts nach links:
Chosen (koreanische) Karatsu: sie zeichnet sich durch eine starke Kontrastierung und Zweifarbigkeit aus. Der Becher ist eher hell und milchig, der Rand ist dunkel, schwarz oder amberbraun. Die dunkle Glasur stammt vom eisenhaltiger Asche, die helle Glasur von verbranntem Reisstroh. Die dunkle Färbung kann auch ins Blau oder Purpur changieren. So entstehen auf den Gefäßen die Schatten von Naturlandschaften.
Mishima (Stempel) Karatsu: das Muster wird durch einen Stempel oder eine lederähnliches Material aufgetragen und eingeprägt. Darüber wird eine weiße Lasur gestrichen, die sich in die Poren setzt. Es ist eine Technik aus der Edozeit und hat ihre Wurzel in der koreanischen Keramik der Yi Dynasty.
Pinsel verzierte- Karatsu-Keramik: es ist eine schlichte Pinselarbeit auf eine eisenhaltigen Ton, ein lichtes und feines Braun mit einer Feldspanglasur. die Motive sind Gräser, Bäume, Vögel, geometrische oder menschliche Figuren. Es ist eine Gestaltung die durch ihre Schlichheit Sparsamkeit und Einfachheit besticht. Hier finden wie wabi - sabi im Alltag. Die Gefäße sind meist Teegefüße oder kleine Gefäße für Speisen.
Kuro (schwarze) Karatsu: das Schwarz entsteht durch die verwendung von eisenhaltigem Ton. Das Eisen wird oft durch das Zerschlagen von starkt eisenhaltigem Gestein gewonnen und eingemischt. In der Kombination mit der Sauerstoffzufuhr und dem unterschiedlichen Eisengehalt des Materials können höchst unterschiedliche Farbfacetten entstehen von dunklem Amber über Ruß bis zu einem tiefen Schwarzbraun. Teller Sakecups und Chawans werden produziert.
Madara Karatsu: eine opake Oberfläche, herrlich schimmernd entsteht wenn Reisstroh das verbrennt sich verbindet mit eisenhaltigem Ton. Kleine Spots , blau und schwarz entwickeln sich an der Oberfläche auf einer milchigen Glasur. Ein Stil für Chawans und Sakegefäße.
Kohiki (weiße Glasur): eine weiße Glasur über einen eisenhaltigen Ton gezogen, dannach kommt klarer Felspan und Ascheglasur. Vorbild und Einfluß isind Schalen aus der koreanischen Goryeo- Periode.
Große Kuro Karatsu-Arbeit, Chawan von Nakazato.
Kohiki Karatsu, Chawan von Nakazato
Koikarpfen im Teich von Nakazato.