Ich werde den Start sehen.
Der heutige Tag beginnt mit einem Gang zur Bank. An und für sich nichts außergewöhnliches im Ausland.
Man geht in eine Bank, legt sein Geld auf den Tresen, zeigt seinen Paß, füllt ein Formular aus, bekommt die heimische Währung und geht wieder hinaus. Aber, wir sind in Japan. Die Bankautomaten scheinen die Kreditkarte nicht zu akzeptieren.
Wir probieren es einige Male. Kein Erfolg. Das kennen wir von den Reisen aus Taiwan und China. Manchmal geht es, manchmal nicht. Also wechseln wir das Bargeld, das wir vorsorglich mitgebracht haben. Jiri reist sowieso ohne Pin, das heißt er bekommt auch über den Automaten nichts.
Wir betreten die kleine Bank neben unserem Hotel. Wir sind in einem kleinen Ort, also gibt es auch eine kleine Bank. Wir ziehen eine Wartemarke. Es ist 9:05h. Um 10:00h haben wir uns mit den Sakai verabredet. Sie bringen die Schalen, die wir gestern ausgewählt haben in unser Hotel. Es ist Zeit genug, denken wir. Es ist wenig los in der Bank. Jiri ist sofort dran.
Ein Bankangestellter mittleren Alters mit recht strengem Ausdruck ist sein Ansprechpartner. Ich nehme in der Wartereihe Platz und beobachte. Es scheint alles normal. Er gibt Jiri ein Formular. Jiri füllt das Formular aus. Der Angestellte läuft mehrmals hin und her, eher ruhig. Jiri füllt das Formular aus und zählt das Geld ab. Das verschwindet der Angestellte. Es ist 9:15h, Zeit genug, denken wir. Der Angestellte kommt wieder, nimmt die Euros in eine Plastikschalen, das Formular in die andere,. verschwindet. Jiri schwand Übles und meint, wir ich soll ihm meinen betrag zum Wechseln auch schon geben, das ginge schneller. Er ahnt nicht, wie falsch er mit dieser Idee liegt. Der Angestellt kommt wieder. Ich gebe mein Geld Jiri. Der Angestellt nimmt alles und verschwindet. Es ist jetzt 9:25h. Ich zeigt auf die Uhr. Jiri meint, kein Problem, wir haben Zeit.
Es passiert nichts. Der Angestellte ist weg. Ich geben zu bedenken, vielleicht hätten wir die hübsche Mitarbeiterin mit der Gesichtsmaske wählen sollen. Die macht einen kompetenteren Eindruck. Aber es ging ja nach Wartemarken, Pech. Das verkniffen strenge Gesicht kommt zurück. Auf dem Weg zu uns wird er zweimal von Mitarbeitern angesprochen, die etwas von ihm wissen wollen. Er reagiert etwas unwirsch. Er hat Streß. Es ist 9:30h. Der Bankmann erklärt uns, das wir nur jeder einzeln 390 € wechseln dürfen. Das bringt unser Konzept völlig durcheinander. Wir brauchen mehr. Aber immerhin würde es reichen, die Ware von den Sakai zu bezahlen, knapp reichen. Also fülle ich einen extra Zettel aus. Super Timing denke ich. Es ist 9:35h. Es wird langsam eng, bei dem Arbeitstempo. Der Angestellt verschwindet mit meinem Zettel. Nach drei Minuten kommt er zurück. Ich muss jetzt meine Handynummer eintragen. Super, ich wundere mich warum ich nicht das Geburtsdatum meiner Frau, meiner Kinder und meines Hunds irgendwo aufschreiben muss. Jiri muss dann auch. Es ist 9:41h.
Der Angestellte verschwindet hinter dem Schreibtisch. Wir sehen, wie er in einem Bilderbuch für Geldscheine blättert und unsere Sorten überprüft, gewissenhaft und sehr langsam. Wir haben Hunderter, zwei Sorten Fünfziger, Zwanziger und Zehner eingereicht. Den Zehner hätten wir uns echt schenken können, der kostet extra Zeit. Es ist 9:45h. Das Handy von Jiri klingelt. Frau Sakai kündigt sich für zehn Uhr an. Ich höre Jiri freundlich sagen, ja ist o.k., bis gleich, und denke, Spinner. Das schaffen wir nie, beim dem Geschwindigkeitsfanatiker hinter dem Tresen. Es ist 9:51. Der Angestellte kommt mit Geld auf einem Tablett. Ich bekomme zuerst, zähle schnell nach will Platz machen für Jiri. Er verbeugt sich ehrfurchtsvoll. Ich habe jetzt meine paar Yen, 9:54h. Jiri ist an der Reihe. Dasselbe Procedere, dann sind wir fertig, es ist 9:56h. Gott sein Dank ist die Bank nur einen Häuserblock vom Hotel entfernt. Die Sakais kommen pünktlich um 10:00h. Die haben ein gutes Timing.
Wir freuen uns, bitten sie in die Lobby, bezahlen und haben ein wenig Spaß. Ich frage Hiroshi Sakai lieber nicht, was er über die Effektivität des japanischen Bankensystems denkt. Wir brauchen mehr Geld, also verabreden wir uns mit den Sakais bei deren Hausbank. Sie fahren uns in eine große Bank in den Nachbarort. Die Formalien klappen prima. Hier gibt es direkt drei Angestellte, die kümmern. Geld bekommen wir nicht. Dafür dürfen wir wenigstens einen hohen Betrag wechseln.
Die Banknoten gibt es erste in einer Stunde. Als wir das Geld einer Stunde abholen wollen sitze ich mit Hiroshi Sakai bestimmt zwanzig Minuten im Auto und es passiert nichts. Dann stellt er seinen Googleübersetzer an und spricht rein: -Ich werde den Start sehen-, ich zucke die Schultern. Es spricht noch einmal: -ich werde den Start sehen-. Ich nicke und er geht hinaus. Er will einfach mal nachsehen. Nach zehn Minuten sind dann alle wieder da.
Fluch und Segen, diese Übersetzungsapps.
Wir fahren mit dem Toyota Majesta in eine Töpfergalerie. Hiroshi Sakai ist mit der Geschäftsführerin, die auch eine bekannte Töpferin ist, sehr gut befreundet. Sie scherzen und lachen unentwegt.
Eine ausladend futuristische Vase.
Schale in Weiß.
Teller aus Keramik wie ein Korbgeflecht.
Hiroshi Sakai mit der Leiterin der Galerie, in der auch Keramiker ausgebildet werden. Die Räumlichkeiten sind modern und hell eingerichtet. Ein wunderbarer Ort zu lernen und zu schauen.
Untern rechts Artefakte von Hiroshi Sakai.
Ein eigenwilliges Objekt in Weiß, wie eine Klosettschüssel auf Beinen.
Der Ausstellungsraum.
Blick auf Tajimi.
Mit den Sakais in einem Sushirestaurant der gehobeneren Klasse in Toki. Das Restaurant liegt 30 Meter von unserem Hotel entfernt. Wir haben es gestern Abend nicht gesehen.
Eines der größten Susjhi-Essen meines Lebens. Hiroshi Sakai hört nicht auf auf den Bildschirm zu drücken und neue Sushis uns Sashimi zu bestellen, bis der Tisch komplett voll ist. Es wird eine Orgie. Sie pickt nur das eine oder andere aus der Menge.
Er ißt in einem irrsinnigen Tempo, so das selbst Jiri nicht mitkommt. Aber ist es genug da.Der Tunfisch hat eine Konsistenz, die von einem anderen Stern ist. Sie bieten hier gleich drei verschiedene Qualitätsstufen an. Die Makrele scheint vom Himmel gefallen, oder vielmehr direkt aus dem Meer hier auf den Tisch geschwommen. Der Kaviar ist frisch und weich, fast buttrig. Es ist für uns alle ein Fest.
Danach bringen uns die beiden Sakais noch zu einem Töpfer der uns von Higuchi Masayuki empfohlen wurde. Er lebt in den Bergen oberhalb von Toki, also dort wo wir gestern gestrandet sind. Am Ende eines sehr schmalen Wegs steht das kleine Haus des Töpfers, dessen Namen wir vergessen haben (der Zettel ist weg, aber die Mailadresse haben wir). Er lebt hier mit vier recht großen Katzen und seiner Frau. Die Einstiegskommunikation über Google läuft eigentlich ganz prima.
Wir sind wie gehabt an Guinomis interessiert. Er bietet uns eine Auswahl an.
Eine der Seto Guro Guinomis, die wir gekauft haben.
Unser Auswahl die wir kaufen wollen. Beim Preis wird es plötzlich schwierig. Er weiß vom Higuchi Masayuki, der ihn gestern noch besucht hat, was wir dort gezahlt haben und orientiert sich an diesem Preis. Uns erscheint das zu hoch. Leider versagt der Google Translater gerade. Es wird ein wenig zäh und es kommt auch gerade keine Katze zur Ablenkung um die Ecke.
Dann gibt es doch noch einen kleinen Austausch via Translater. Noch immer ist es ein wenig frostig. Aber wir werden nicht kaufen unter den Bedingungen. Jiri erklärt unser Business, Wiederverkauf, Promotion, die Leute in Deutschland auf die Töpferkunst aufmerksam machen. Es hilft nichts. Dann zeigen wir ihm meine Website, auf der die Produkte zu sehen sein sollen. Er ist sichtlich beeindruck von den Töpferper-sönlichkeiten auf meiner Seite.
Jetzt will er. Wir kaufen zu unseren Bedingungen. Und die sind wirklich nicht schlecht für ihn.