2019/10 Teereise Taiwan: Shiyang, Restaurant im Regenwald & Chang Kuei Wei, großer Töpfermeister.
Vormittag um 11h. Wir fahren mit dem Taxi aus Taipeh über den Fluß hinauf in die grünen Berg, die die Stadt umschließen. Nach 25 Minuten biegt das Taxi rechts ab in einen kleineren Waldweg der steil nach unten führt. Man denkt hier ist nichts als Wald. Unten am Wegrand einige Autos mit Fahrern. Wir werden angewiesen zu wenden und sind da. Das Restaurant Shiyang liegt mitten im Regenwald. Ich habe Shiyang schon auf meiner ersten Taiwanreise im Jahr 2019 besucht. Seine wunderschöne Lage mitten im Wald und seine großartige Architektur haben mich damals sehr beeindruckt.Wir gehen einige Meter oberhalb des Gebäude und bemerken, das wir heute am Teehaus angekommen sind und nicht am Restaurant. So denke ich.
Etwas später erfahre ich, dass der Restaurantbereich, der unterhalb der unterhalb vom Teehaus liegt, nicht mehr zu Shiyang gehört. Der Mietvertrag wurde nicht mehr verlängert. Jetzt sind Restaurant und Teehaus in einem Gebäude. Hier der große Hauptraum in dem wir essen werden.
Ein Tisch mit Orchideenschmuck. Die Materialien sind altes Holz und auch korrodiertes Metall. An der Wand. Die Böden sind mit Tatamis ausgelegt. Es ist reine taiwanesische Einrichtungskunst, die stark von der japanischen Ästethik beeinflußt ist. Allerdings sind die Raummaße und die Wahl der Materialien durchaus freier aufgefasst, und nicht an der Idee der japanischen Teehauskonzeption ausgerichtet, die strenger am Maß der Tatami orientiert ist.
Blumenschmuck in der Ecke des Essraums. Auch der entspricht in der schlichten Pracht eher der Taiwanästhetik.
Der faszinierende Teeraum. Man sitzt bei geöffneten Schiebefenstern direkt vor dem Wald. Dies wäre in der japanischen Ästhetik des Teehauses nicht denkbar. Das Teehaus in Japan ist ein Ort der Dämmerung und des Zwielichts, mit kleinen Fenstern, die auch noch durch Shojis verhängt sind, so dass nur wenig diffuses Licht ins Innere dringt. Man hat einen kleinen Eingang, durch den man eher gebückt und demütig eintritt. Man erlebt die Natur beim Eintreten durch den Garten, und beim Verweilen vor dem Teehaus, das idealerweise natürlich in einer schönen Gartenumgebung liegt. Der Teeraum selbst ist optisch vom Garten komplett abgeschlossen. Allein Geräusche dringen ins Teehaus. Trotzdem ist man mit dem Herzen ganz in der Natur.
Shiyang ist ein ganz anderes Konzept. Die Natur wird in ihrer Ganzheit mit den Raum geholt. Sie ist direkter Bestandteil des Raums. Teeraum, Wald und Himmel, Vogelgetzwitscher, Regen und Wind sind nicht indirekter sondern unmittelbar, nicht diffus, präsent. Wir leben hier nicht in einem Zwielicht, oder einem Dazwischen. Hier ist alles da, sehr präsent und unmittelbar.
Die Raummaße im Teeraum des Shiyang. Eine lange Flucht vor dem Regenwaldpanorama. Man kann die Baumzweige anfassen, wenn man will.
Keine Spur den klassischen Tatamimaßen eines Drei-, Fünf, oder Siebenmattenraums in der japanischen Teeästethik.
Der Blick über die Teerasse vor dem Teeraum in die Berge.
Man sitzt still in der Ecke, auf der Höhe der Baumwipfel und trinkt Tee.
Wir dürfen den persönlichen kleineren Teeraum des Besitzers von Shiyang kurz besuchen. Er ist mit Atong Chen seit Jahren gut befreundet. Der Raum läd zum Sitzen ein. Ich motiviere meine Teefreunde für eine kurze Zeit zu sitzen.
Hier eine Auswahl der Menugänge im Bild.
Die Farbe der Auberginen. It´s like Purple Haze.
Der Klassiker zum Abschluss den Menus, die Suppe. Die Sonnenblume wrid auf die heiße Suppe gelegt als kleine Strohblume die aufgeht und sich entfaltet. Das war schon im Jahr 2011 so.
Xiaoping sitzt mir gegenüber. Ich sehe gegen das einfallende Licht nur ihren Schatten.
Noch einmal ein Blick durch das Hauptfenster.
Akuan und Atong Chen in stiller Betrachtung des Walds.
Unser letztes Teetrinken. Die Athmoshäre ist ein wenig wuselig und aufgekratzt. In ein paar Minuten werden die meisten ins Taxis steigen und nach Europa fliegen.
Konzentration bei Teetrinken findet nicht mehr statt. Kann ich gut verstehen.
Angekommen bei Chang Kuei Wei. Wir haren mit dem High-Speed Rain HSR von Taipeh quer über die Insel in den Süden nach Kaohsiung. Es ist die zweitgrößte Stadt Taiwans.
Eine der großen Tenmuko-Schalen (Tien Mu) von Kue Wei. Die "Öltropfen" glitzern wie pures Gold.
Dies ist eine neuen Schalen, die Kue Wei im Holzbrand hergestellt hat. Ich habe diese Schale gekauft, weil sie mich in ihrer mitternachtsblauen Tiefe magisch angezogen hat.
Verschiedene Tenmuko-Schalen.
Kue Wei zeigt uns, welche Tiefenstruktur in seiner faszinierenden Glasur steckt. Er leuchtet die Schlen mit der Taschelampe aus. Hilfreich, wenn kein Tageslicht vorhanden ist.
Der Holzbrand bei Kue Wei leigt bei 1300 Grad, in der zweiten Kammer bei 1230 Grad. Beim Gas scheint die Temperatur ähnlich zu sein. Die Temperatur wird schnell auf 1100 Grad hochgefahren. Dann wird die Temperatur langsam über 11 Stunden gesteigert. Nur so kann er die Enstehung der verschiedenen Tropfenmotive steuern.
Die Formgebung der Schalen von Kue Wei ist an die klassischen Vorbilder der Sungzeit angelehnt.
Der Ton ist teil selbst gegraben, teils gekauft. Wir erkennen dies am Fuß der verschienen Schalen an den unterschiedlichen Helligkeitsgraden. Neuerdings mischt er Quarz hinaus, allerdings nicht immer.
Die Glasur ist eisenhaltig. Durch die sehr langsame Temperatursteigerung können aus dem Eisen die Blasen (Ölpunkte) entstehen. Bei weniger Siliciumoxid entstehen nadelartige Formen. Bei mehr entstehen Blasen oder kleine Tröpfchen.
Die Schlalen im Regal sind mit Klebe-Hafties befesteigt. Wegen der Erdbeben, grinst Kue Wei.
Die Trüffelnase Jiri bei der Arbeit.
Die Beiden bei der Diskussion über zwei große Chawans. Einer ist von einem Freund von Kue Wei, Kusabe-san aus Japan.
Ein Detail der faszinierenden Tenmuko-Glasur.
Auf dem Weg zum nächsten "Seven Eleven". Einkauf fürs Nachtbier beim Schreiben.