2019/5 Teereise Taiwan: Die Produktion von Oolong, das Finale.
Es ist früher Morgen in dem kleinen Dorf bei Mingjian. Wir gehen von unserer kleinen Landunterkunft aus zu Fuß zur Teafactory. Es ist schon recht warm. In der Factory riecht Atong Chen kurz an den frisch oxidierten Blättern. Er scherzt: ich glaube ich habe gestern Zucker darauf getan. Er stubst unsere chinesische Teefreundin Xiaobin mit der Nase in die unfassbar duftenden Teeblätter. Der Duft changiert zwischen grünen aber reiferen Bananen und süßen herrlichen Äpfeln. Die Blätter sind seit 11.30h ruhig oxidiert. Die Witterung ist stabil geblieben.
Aber die Farbe der Blätter hat sich deutlich verändert. Sie erinnern mich mehr an frühes Herbstlaub. Die Ränder sind deutlich oxidiert und erscheinen in einem braunrot fast in einem Purpurton.
Die Oxitation wird jetzt gestoppt. Die Heater sind auf 160 Grad erhitzt. Die Behandlung mit heißem Dampf stoppt sie. Es ist 8.35h.
Auch beim Erhitzen kann man durch zu starke Hitze Fehler machen. Es können falsche Röstaromen entstehen, meint der Teebauer zu Menglin.
So sieht „two leaves and a bud“ mit zwei weiteren Trieben nach der Oxitation aus. Man erkennt deutlich die purpurrotbraunen Ränder.
Nach der Erhitzung werden die Teeblätter gerollt.
Atong Chen prüft die Qualität des gerollten Blattguts.
Das erste Teatasting vom rohen Tee aus dem Trockner. Der Tee duftet schon süß und erinnert an Lichee. Dieser noch rohe Tee ist für Atong Chen wie das Modell für einen Architekten. Es ist eine Orientierung für die weitere Verarbeitung. Es zeigt dir die Struktur des kommenden Tees, es ist aber noch lange nicht der fertige Tee.
Wir schmecken überhaupt keine Bitterkeit, keine Adstringenz. Man ahnt die Süße von Lichee. Es wird ein guter Tee.
Ein Farmarbeiter schüttet weiteren Tee in den Etagentrockener. Hier verliert der Tee noch deutlich mehr Feuchtigkeit.
Mit diesen Maschinen wird der Tee maschinell gerollt. Wir werden das hier nicht mehr sehen. Der Tee wird in die großen weißen Tücher gepackt und zu dicken Ballen zusammengelegt, oben verknotet. Die Maschinen walken dann die Teeknäuel. Dann wird der Tee wieder kurz befeuchtet und erhitzt. Dann wieder geknetet. Das wird bis zu 20 Mal wiederholt. Das Rollen dauert von 12h bis 18h am Abend. Am Ende ist das Blatt zu einer kleinen Kugel geformt.
Hier einer der Arbeiter bei der Vorbereitung zum Rösten des fertig gerollten Tees.
Unsere Extra Cuvée von Mingjian 2019 wird selbstverständlich von Atong Chen selbst geröstet. Der Tee wird nach Taipeh geschickt und dort final geröstet. Dieser Schritt ist ein nicht zu unterschätzender Bearbeitungsschritt, dessen Geheimnis letzlich nur der Meister kennt. Es ist seine große und lange Erfahrung mit Tee.Uns hat er vom Röstvorgang noch nie etwas erzählt. Er behandelt den Vorgang so wie ein Alchemist seine Giftküche. Es ist und bleibt sein Geheimnis. Und sein Können. Die zwei Röstöfen im Geschäft von Atong Chen sehen ganz ähnlich aus wie beim Bild oben. Aber, es liegt eine zentimeterbreite Schicht von weißem Koffeinpulver auf ihnen.
Wir verlassen den Teebauern und seine Farm. Auf dem Weg halten wir an einer kleinen Factory an. Hier können wir einen modernen maschinellen Rollvorgang sehen. In den quadratischen Tuchpaketen wird der Tee maschinell gewalkt.
Man sieht leider nichts. Der Vorgang findet in der Maschine statt, ähnelt aber dem oben beschriebenen Prozeß des Rollen. Interessant istz, sie sind hier schon mit dem Rollen fertig. In unserer Factory haben sie noch nicht einmal damit angefangen.
Am Straßenrand eine recht große Factory. Es wird neuer Tee angeliefert. Es reicht sehr grün. Viele Felder sind noch frei für die Sonnentrocknung. Es ist eine industrielle Produktionsstätte für Massentee.
Zehn Minuten später halten wir. Auf einem Feld wird Oolong mit dem Handernter geerntet. Zweit Personen ziehen eine motorisierte Sichel über die Teereihen. Es wird pro Reihe immer die Hälfte der Teeblätter geerntet. Abgeschnitten werden die ersten drei Blätter, "two leaves and a bud", und zwei weitere Blätter.
Am Ende der Reihe wird der Sack ausgespannt, die Motormäher gewendet und der Sack wieder eingespannt.
So sieht eine halb abgeerntete Reihe aus. Der Kultivar ist Si Jichun. Der Kultivar wird fast das ganze Jahr über geerntet.
Atong Chen demonstriert zwei Möglichkeiten der Handpflückung. Dies ist die korrekte und pflanzenschonende Technik. Der Grif fast die Blattkrone und knickt sie schonen aber in der flotten Bewegung ab, so wie man kleine Triebe abknipst. Das schon das Wachstum der Planze und die neuen Triebe können schnell nachwachsen. Die Pflanze wird nicht verletzt.
Dies oben ist die falsche Methode. Die Spitze wird abgerupft. Die Pflanze wird verletzt. Es wird sehr unsauber gepflückt. Das Wachstum wird geschädigt.
Atong Chen meint, der Vorzug der maschinellen Ernte: die Ernte kann zum optimalen Zeitpunkt eingefahren werden, zwischen 11h und 13h. Der Feuchtigkeitsgehalt der Blätter ist jetzt optimal. Die Handpflückung ist sehr viel langsamer und beginnt frühmorgens. Sie geht oft bis von 6.00h bis 16.00h. Der Feuchtigkeitsgehalt der Blätter ist nicht homogen und nicht zu kontrollieren. Werden die Blätter spät gepflückt, kommen sie zu spät in die Factory zur Sonnenwelkung. Die Sonnenkraft ist schon zu schwach. Es gibt einige Nachteile der Handpflückung. Der größte ist das unsachgemäße Pflücken. Die Pflückerinnen sind nicht gut ausgebildet heute. Sie kommen aus aus den benachbarten ärmeren asiatischen Staaten und sind froh für einen geringen Stundenlohn als Saisonarbeiter arbeiten zu können. Auf Qualität wird kein großer Wert gelegt. Also reine Handernte ist für sich kein Kriterium für eine hohe Qualität von Oolong. Bei Grütee ist die anders. Für Japantee gelten andere Kriterien und sie haben dort andere und präzisere Maschinen.
Wir sehen einen jungen Teesetzling auf einer Zuchtstation für junge Teepflanzen.
Von der hohen Kunst eine Melone zu Essen. Links die Schweiz, rechts Deutschland.
Angekommen im Bambusresort. Uns werden einige wichtige Bambussorten vorgestellt. In der Zeit der japanischen Besatzung hat man dieses Bambusgebiet am Berghang und an einem Fluss gelegen entdeckt. Man hat über die Jahre hier über 120 Bambussorten kultiviert. Wir werden uns morgen ein wenig mehr mit dem Material bambus beschäftigen.