2019/8 Chun Yu, ein Ort der Einfachheit
Ein Ort in den Bergen vor Taipeh. Wir fahren 45 Minuten mit der U-bahn in einen Vorort von Taipeh. Dann noch einmal 15 Minuten mit dem Taxi in die grünen Berge.
Einen kleinen Schlenker nach links zeigt uns Google an. Wir zeigen es dem Fahrer. Fast ein kleiner Feldweg, dann sind wir da.
Ein wundervolles Restaurant in einem japanisch anmutendem Garten. Wir sollen erst einmal 10 Minuten duchr den Garten laufen und den Streß der Welt ablegen, meint der Besitzen und Gründer von Chun Yu. Vor dem Restaurant ein kleinen Teich mit Karpfen.
Ein Teehaus im Garten. Schlichte Gestaltung, ruhige Formen. Durch zwei Glasfronten kann man ins Grüne sehen.
Wir sprechen mit einem mit Menglin befreundeten Schmuckdesigner und Kannenrestaurator. Er lebt hier in Taiwan, und hat in Barcelona studiert.
Menglin hat ihm eine ihrer Lieblingsschalen aus Korea, die zerbrochen ist, zur Reparatur gegeben. Wir werden sie etwas später sehen.
So bohrt er ein Loch für die Einfügung seiner Reparaturstifte in das Material.
Diese Kanne hat er mit einem Netz aus dünner Schnur repariert. Im Grunde hat der der Kanne ein völlig anderes Design eine andere Aura gegeben. Und das nur, um den Griff wieder anzubringen. Für mich ist die Kanne in einen anderen Zustand transformiert worden.
Eine kleine Teezeremonie mit Menglin Chou. Wir probieren ihren Jubiläumstee „Tie Men Cha" aus Yiwuh. Herrliche Süße und eine große Eleganz strömt aus der Kanne.
Eine sehr schöne stille und einfache Zeremonie vor dem Fenster voller Grün.
Dieser Kanne wurde am Deckel repariert und Stifte eingesetzt. Die Reparatur verändert eine Kanne, aber sie kann die Kanne in gewisser Weise auch verschönern.
Gearbeitet wird mit Stiften aus Kupfer und Urushilack.
Der Reparateur und Designer hat eine Guquin aus Lack gebaut. Wir ermutigen ihn zu einem kleinen Vorspiel. Er spielt kraftvoll und elegant, weniger kunstvoll als die Spielerin am ersten Tag, also weniger Verziehrungen und Arpeggien. Seine Melodien ausdrucksstark und die Glissandi mit den Viertel-und Achteltönen sehr gut.
Er sagt, er kann nur drei Stücke. Die muss er im Laufe des Nachmittags noch einmal spielen. Eine sehr schöne konzentrierte Stimmung einsteht. Wir alle werden zu Zuhören eingelanden. Guquinmusik und Ali Shan Dong Pian sind füreinander geschaffen. Manchmal ist das Einfache das Grandiose und Prächtige.
Hier die koreanische Meisterschale im Reparaturmodus.
Das Restaurant mit Blick in den Garten.
Der Herr Tang erklärt seine Idee der Raumgestaltung und seine Philosophie der Einfachheit. Nur in der Einfachheit findet sich, so er, auch Nachhaltigkeit. Man findet nur so zu sich selbst. Diese Einfachheit, so betont er immer wieder, will er in dieser Raumgestaltung ausdrücken. Jedes Objekt findet seinen Ort in der Einfachheit. Man muss warten, schauen, in sich horchen.
Ein Stein in seiner Kraft und Natürlichkeit ist für ihn Inbegriff von Einfachem und zugleich höchst Kunstvollem. Tang erinnert an Micheangelo, der, gefragt nach dem perfekten Kunstwerk antwortete: ein großer Stein, der aus den Bergen in Tal gerollt ist, mit allen der Kanten, die abgesprengt wurden und geschliffen wurden, und dann am Meer landet, das ist das größte Kunstwerk.
Im Wohn-und Arbeitsbereich, der Schreibtisch für Kaligraphie.
Die Pinsel.
Zwei Stühle.
Die Kaligraphien trocknen.
Eine harmonisch komponierte Ecke mit zwei Sesseln, Tisch und Lampe.
Der Teetisch.
Ein Gesteck aus Trockenblumen und Frischblumen. Trockenblumen, so der Besitzer, haben eine viel längere Geschichte in sich, als frische Blumen, die blühen und verblühen. Hier eine Kombination.
Und hier merkt man, mit Japan hat dies alles nichts zu tun.
Das Menu. Ich habe aus mehreren Gängen drei Gänge ausgewählt.
Sensationell feine Quadrate aus Hühnersuppe, verdickt mit Jacobsmuschel und Kürbissauce.
Eine spargelähnliches Gewächs, Zuckerschote, Gamba, Gambakopf mit herrlicher Reisfüllung.
Supertomate, Minimeis, ein wundervolles Stück Kürbis und Pilze.
Das Menu hat die Idee der Einfachheit nahezu in Perfektion gespiegelt. Die Speisen wurden ruhig und elegant aufgetragen. Die Kombination der einzelnen Gänge war stimmig. Die Qualität der Produkte und deren Verarbeitung hervorragend, großes chinesisches Essen. Unser Koch Rene am Tisch machte einen Juchzer nach dem nächsten. Im Essen lese ich die Idee dieses Hauses.
Wir werden stiller am Tisch.
Um hier vor unserem Hotel wieder laut zu werden. Bier aus dem 7/11. So wie früher auf unseren Reisen. Nur kürzer. Es kommt eine neue asiatische Reisegruppe mit Koffern ins Hotel. Schon ein bisschen peinlich, diese Langnasen mit dem Bier in Büchsen auf der Mauer.