2018/5 Japanreise: Asahiyaki, Asahiyaki, ganz toll hellblau!

 

P1090209

Asahiyaki, Asahiyaki, ganz toll hellblau.

Wir fahren in nach Uji. Es ist Samstagmorgen. Der Zug ist ziemlich voll. Ein Blick in de Teestreaße von Uji. Wir sind recht früh. Die Ströme von Besuchern  werden noch kommen. Es ist eine recht kleine Stadt, die natürlich vom Teehandel lebt.

P1090211

Hier in der Teestraße reiht sich ein Teegeschäft und ein Matchageschäft ans andere. Die Auslagen sind grün, grüner geht es nicht. Und man kann alles Mögliche mit Matcha kaufen

Dies ist eine alte Röstmaschine für Hojicha, also für gerösteten Bancha. Die ganze Straße riecht nach leicht maronenähnlichen Hojicha Röstnoten. Und deshalb hat man wohl die Maschine hier aufgebaut. Sie ist Werbeträger für das Teegeschäft.P1090214

Der Ujifluß, dahinter die Teeberge.

P1090229

Eine alte Maschine zur Produktion von Tee.

P1090235

Am rechten Ufer des Ujiflusses entdecken wir eine neue wunderschön eingerichtete Galerie für Keramik. Die ausgestellten Stücke sind sehr gut ausgesucht. Die beiden Besitzer sind höflich und überaus freundlich. Es herrscht eine schöne und stille Atmosphäre. Leise Pianomusik. Mich nervt das, aber Jiri meint, die würde zur Entspannung beitragen und zum Kauf motivieren. Sei es drum. Sie Klang über Genelec-Boxen ziemlich gut.

P1090237

Ein Teeraum am Ende der Galerie mit Blick auf den Fluß. Besser geht es nicht.

P1090239

Sehr schöne Schalen von einem ortsansässigen Künstler, hellblaue Schalen.

P1090243

Ein altes Teehaus auf der linken Seite des Flusses. Der Garten ist teils verwildert. Er gibt Ruhe und hat Harmonie und strahlt Natürlichkeit aus. Ein idealer Platz um Tee zu trinken. Wir gehen hinein. Das Teehaus ist leer. Wir suchen im Garten jemanden. Aus dem Haus gegenüber hören wir ein heiseres Krächzen. Es kommt eine ältere Dame, etwas gebückt, freundliche Worte murmelnd und lädt uns ein wieder ins Teehaus zu gehen. Wir bestellen Sencha, oder Kabusecha. Sie versteht nicht.

P1090245

Sie zeigt auf die Angebote, die Zettelchen an der Wand, und zeigt immer auf das zweite von rechts.
Wir verstehen nicht. Wir wiederholen, Sencha, oder Kabusecha, oder Gyokuro. Nichts kommt an, sie versteht nicht. Sie antwortet: Matcha? Nein sagen wir, Sencha, Gyokuro! Sie antwortet, Matcha? Ich sage, O Cha. Ich erinnere mich an meine Zenübung, an deren Ende der Lehrer  O Cha sagt und zum Tee bittet. Sie grinst, versteht und sagt, O Cha, Matcha. Wir geben auf. Ja, Matcha.

P1090250

Die Teehausdame geht in die Küche. Es klappert. Wir erwarten die Vorbereitung für den Matcha. Sie kommt mit einer normalen Kanne und zwei Schalen wieder. Es ist ein aufgewärmter Hojicha von vor zwei Tagen. Jiri meint, o.k., zur Überbrückung für die Wartezeit. Er hat Recht. Ich trinke einen Schluck. Mein Fehler. Der Tee schmeckt wie aufgelöster Teer, nur etwas leichter. Wir schütten den Teer-Hojicha in einem unbeobachteten Moment wieder zurück in die Kanne. Die alte Dame schaut um die Ecke. Wir lächeln, und nicken wohlwollend auf die Kanne zeigend. Dann kommt die Dame plötzlich mit einer weißen Dose mit Sencha Tee. Oh Gott, sie hat verstanden. O Cha hat gewirkt. Sie läßt uns riechen.Wir riechen, nicken begeistert. Sie geht zurück in die Küche. Wir bekommen Sencha.

P1090251

Sie kommt zurück mit einem Tablett, einem Hohin (kleine Teekanne) gefüllt mit Sencha, zwei Schalen und einem Samashi, einem Abkühlgefäß, und heißes Wasser. Wir sind am Ziel. Das Tablett stellt sie bei mir ab, also mache ich den Tee. Ich gieße das heiße Wasser in das Samashi. Sofort fordert sie mich auf den Tee zu überbrühen. Ich will warten. Sie runzelt die Stirn. Wir warten, es ist unser Tee. Ich gieße das heiße Wasser noch in die zwei Schalen und dann wieder zurück in das Abkühlgefäß. Sie schüttelt verständlislos den Kopf. Ich bleibe hart und bleibe bei meiner Methode. Dann übergieße ich die Blätter mit dem abgekühlten Wasser. Nach 30 Sekunden wird sie wieder unruhig. Die Ziehzeit dauert ihr zu lange. Wir warten und halten die strengen Blicke aus. Ich gieße ab nach ca. 90 Sekunden. Wir probieren. Der Tee ist gut und hat eine sehr gute Balance zwischen Süße und Herbe. Als wir zufrieden grinsen ist sie auch zufrieden und ermutigt mich zum zweiten Aufguss. Ich nehme jetzt etwas heißeres Wasser. Sie beginnt zu reden. Ich bin beschäftigt mit dem Tee. Also redet sie auf Jiri ein. Der nickt, lächelt und fängt plötzlich, wie aus heiterem Himmel an mitzureden. Wir hören von ihr Asahiyaki und sie zeigt über den Fluß nach links und mimt eine Brücke. Jiri antwortet. Ja. Asahiyaki, gemeint ist ein spezielles Teegeschirr aus Uji, mit dem wir gerade den Tee aufbrühen. Jiri,  Asahiyaki haben wir gesehen, drüben über der Brücke links. Sie redet wieder wie in einem Fluß, Hai, Asahiyaki und zeigt wieder Richtung der Galerie, aus der wir gerade gekommen sind.

Jiri ist in seinem Element. Ja, ja, Asahiyaki , da kommen wir gerade her. Die haben auch tolle Schalen. Die Hellblauen sind besonders schön. Ich mache den zweiten Aufguss. In mir zuckt das Zwerchfell. Es  bildet sich eine Art Lachlava die raus muss. Und wieder sie, hai, hai, Asahiyaki , und zeigt wieder rüber. Und Jiri nahezu simultan mit ihr. Ja, ganz tolle Schalen, auch der junge Künstler, eine ganz tolle Matchaschale, ganz großartig. Und die hellblauen Schalen, ganz toll. Ich kann kaum noch die Teekanne halten und versuche mich auf das Ausgießen von Tee zu konzentrieren. Sie redet in einem fort. Und dann fast unisono Jiri, ja, ganz toll, die blauen, und sie, Asahiyaki , Asahiyaki! Ich platze fast, die Lava steigt. Wenn ich jetzt noch einmal, das Hellblau finde ich besonders schön, kommt, explodiere ich. Asahiyaki Asahiyaki . Und dann Jiri todernst, das Hellblaue finde ich besonders schön. Aus, vorbei. Ich stelle den Hohin hin, platze laut mit einem wirklich lauten Lachen raus. Mich schüttelt es. Es treibt mir Tränen in die Augen. Die Beiden, Asahiyaki, Asahiyaki , wirklich ganz toll, das Blau!

Sie lachen Gott sei Dank mit. Ich rette mich in den dritten Aufguss. Ich nenne ihn den hellblauen Aufguss. Er schmeckt ein wenig bitter. Zu lange gezogen. Einfach zu viel Asahiyaki .
Ich schleppe mich lachend mit Tränen in den Augen aus dem Teehaus heraus. Diesen Dialog hätte Loriot nicht besser schreiben können, Asahiyaki , Asahiyaki, ganz toll, hellblau.

P1090265

Der Bodyoin Tempel in Uji, ein buddhistischer Tempel.

P1090268

Am Nachmittag geht es wieder auf die andere Flußseite, die Asahiyaki-Seite.
Jiri kennt das Sushirestaurant von seinem früheren Besuch in Uji. Es gilt hier als das weit und breit beste Restaurant. Wir ziehen eine Nummer und warten recht lange bis die ersten Plätze frei werden. Kein schlechtes Zeichen.

P1090272

An der Sushibar, die Köstlichkeiten waren einfach vom Band gepflückt. Jedes Sashimi ist großartig. Der Fisch hat ein sensationelles Aroma. Die Konsistenz ist perfekt. Sushi auf Weltniveau. Das Quantum Wasabi zwischen Fisch und Reis ist perfekt austariert. Den Ingwer essen wir zum neutralisieren. Es ist ein perfekter Nachmittag, bis der Aal kommt.

Er wird auf einer goldenen Schüssel serviert. Goldene Schüssel ist halt nur das höchste Preisniveau. Die Schüssel ist angemessen. Weiche dichte Konsistenz, volles sattes Aroma, Tiefe. Man möchte dahinschmelzen.

 

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.