Tee-Freuden

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Ich fragte mich, welches meine besonderen Tee-Freuden in diesem Jahr waren und sofort purzelten die Erinnerungen wie kleine Geschenke aus einem Sack.

Im April hatte ich die Freude, mit Meister Atong Chen einen Oolong in Mingjian zu produzieren. Den ganzen ersten Tag waren wir mit dem Welken der Teeblätter beschäftigt. Immer wieder mussten die Blätter auf den Bambustabletts gewendet werden, damit sie mit Sauerstoff in Berührung kamen. Am späten Abend wurden die Blätter noch einmal in einem Schüttelvorgang leicht aufgebrochen. Die eigentliche Oxidation konnte erst nach Mitternacht beginnen. Am nächsten Morgen um 7.30 Uhr trafen wir uns wieder in der Teafactory und waren wie betört von den frisch oxidierten Blättern. Es war ein Duft, der zwischen grünen und reifen Bananen changierte und an saftig, süße Äpfel erinnerte – reines Glück, unvergesslich!

2019 Mingjian Sijichun Peacock´s Dance.

Einige Tage später auf derselben Reise, eine kleine Teezeremonie in einem schmucken Bambusresort, eigens für uns Tee-Experten organisiert. Angesichts der Aufmachung ahnten wir, es würde grauenvoll werden. Zarte Hände bereiteten saure und muffig bittere Tees zu. Ich setzte mich zu Atong Chen an den Tisch und wartete auf ein Wunder. Die Schönheit und Anmut der jungen Teemeisterin konnten die Qual nicht lindern. Nach drei leidvollen Runden zog Atong Chen eine Silbertüte hervor und bat mit einem Lächeln, einmal seinen Tee aufzugießen. Wir waren erlöst! Es war als ob gebündeltes Silberlicht in einen düsteren Tannenwald fiele: 2004 Li Shan Tanbei Smile & Dream. – Danach konnten wir der tänzerischen Eleganz der Teemeisterin mit heiterer Freude folgen.

Im Sommer bekamen wir einige Tees von einem hoch interessanten Teefarmer aus den Kawane-Bergen in Shizuoka. Sein Name ist Masui-san. Seit den späten 90er Jahren baut er in diesem hoch gelegenen Terroir Sencha-Tee ohne Düngung und Pestizide an. Seine Kultivare sind an das anspruchsvolle Bergklima angepasst. Durch zusätzlich kurzes Welken entwickeln seine Senchas einen wunderbaren, eigenen Charakter. Die Sencha-Tees von Masui-san erinnern in ihrer Klarheit und Kraft an eine mehrfach geschmiedete scharfe Klinge. Marc Saffari und ich sind überzeugt, dies ist ein neuer Sencha-Weg:

Kawane Sencha Premium Masui-san Koshun.

Es ist eine große Freude, das ganze Jahr mit einem Mitarbeiter von echtem Schrot und Korn zu arbeiten. Wir sind nicht immer einer Meinung, weder bei Tee noch bei Musik. Aber wir diskutieren, streiten und schwärmen jeden Tag mit großer Freude und Leidenschaft. Über den Hunan Wild Cha sind wir uns einig. Einen solch großen Schwarztee hatten wir bislang noch nie im Sortiment; Himbeere, dunkle Beeren, der Duft von Weinbergpfirsich und die leichte Süße von gebranntem Zucker. Hunan Wild Cha ist reine Harmonie und Freude.

Wir wünschen Ihnen aus der Domstadt zu Köln eine frohe Adventszeit!

Helmut Volkmann & Marc Saffari

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