Unsere Lieblingstees in diesem Jahr (3)

 

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Heute am Neujahrsmorgen 2023 erinnere ich mich noch einmal an all die besonderen und faszinierenden Tees aus dem letzten Jahr. Tees, die uns begleitet haben, die zu Lieblingstees wurden, die den Alltag strukturierten, die wie treue Freunde waren. Einige wurden mir erst nach einer gewissen Zeit vertraut, brauchten Aufmerksamkeit. Andere schlugen ein wie Kometen und begeisterten sofort. Zwei sind es, die mich überwältigt haben. Ich stimme gerne einen großen Gesang auf diese beiden Ausnahmetees an.

Yame Gyokuro Saemidori aus dem National Tea Contest 2022 ist ein außerordentlicher Schattentee, vollendet in seiner Balance. Er hat eine immense Strahlkraft und gleichzeitig eine wundervoll feine und filigrane Eleganz. Dieser Wettbewerbs-Gyokuro aus der Stadt Yame auf der Insel Kyushu in Südjapan erfreut schon beim Befüllen des Kännchens das Auge. Das Blatt ist zu feinen und sehr gleichmäßigen, tiefgrünen Nadeln geformt. Sein Duft ist frisch und hell. Eine faszinierende, vegetale Süße steigt mir in die Nase. Der erste geschmackliche Eindruck ist wie ein Biss in überaus frisches Gemüse - herrlich grün, saftig und knackig. Dazu breitet sich eine intensive Pflanzensüße mit einer ungeheuren Wucht im Mundraum aus. Ich entdecke das intensive Grün von Basilikum, eine Ahnung von Meer, die Frische von Erbsen und die herrlich elegante Süße von Kaiserschoten. Dichtes Grün ist all überall. Bereite ich den Yame Competition Gyokuro als Mizudashi, als Kaltauszug zu, scheint der Tee nochmals ganz neu zu strahlen. Er hat ein wuchtiges, dichtes Umami, das in einem Feuerwerk von reiner, intensiver Süße von Honigmelone explodiert. Herausragend und einzigartig. Der Inbegriff eines wahren Competition Tees.


Qi Lai Shan Gui Fei aus Taiwan hat mein Herz bewegt und all meine Sinne besänftigt. Ein vielschichtiger Zikaden-Oolong von großer Intensität und Klarheit, meisterhaft produziert von Atong Chen. Für mich die Krönung des Tee-Jahres 2022.

Die Berg-Region Qi Lai Shan liegt in Hualien County nahe der Stadt Xiulin, im östlichen Taiwan. Der höchste Gipfel liegt auf 3607 m, die Plantage auf einer Höhe von etwa 1600 m. Das Wachstum in höheren Lage führt zu einem intensiveren Aroma. Zusätzlich entsteht durch den Befall von Zikaden eine Besonderheit, die sich geschmacklich in einer ausgeprägt dunklen Honig-Note und einer sanften Harz-Note zeigt. Diese „Zikaden-Oolongs“ bezeichnet man als „Gui Fei“. Das sehr schön gerollte Blatt  hat ein herrlich matt schimmerndes, intensives Braunrot und duftet nach Trockenfrüchten. Ein dunkler verführerischer Tropenduft steigt mir in die Nase. Das große Spektrum und der Reichtum des Qi Lai Shan Gui Fei erschließen sich in der Tasse. Schon im ersten Schmecken erahne ich die ungeheure Finesse dieser Seltenheit. Auf der Zunge erscheint er kühl und umschmeichelnd wie Seide. Ich finde zunächst verschiedene Tropenfrüchte dann aber vordergründig Pflaume oder Zwetschge zusammen mit einer herrlichen Note von Maracuja. Am Rand des Geschmacksregenbogens strahlt frisch Limette, wie ein feiner Spritzer in einem tropischen Cocktail. Lange bleiben die Fruchtnoten im Nachklang präsent. Unter dem faszinierenden Honig-Harz-Bouquet liegt eine sehr schöne und klare Mineralnote. Sie gibt diesem Feuerwerk an Früchten Klarheit, Struktur und Balance. Ein herausragender Hochland-Oolong von höchster Strahlkraft.

 

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